INFRASTRUKTURURBANISMUS
Symposium
Moderne Hochleistungsinfrastrukturen produzieren an ihren Grenzen bzw. im Schatten ihrer eigenen Raumkonfiguration akzidentelle Räume. Es ist eine Art Schattenstadt, die neben Autobahnen, Bahnlinien, Hochstraßen, Pipelines, Leitungstrassen entsteht – urbaner Raum, der nicht eindeutig definiert und selten geplant ist. Dort, wo Autostellflächen, Müllplätze, Abstandsflächen entstehen, verschwendet sich Stadt in ungezähltem Maß. Dieser „Abfall“ erhält selten einen eigenen Namen oder eine Adresse: Unter Brücken. Am Parkplatz. An der Bahnlinie. Hinterm Stadion. An der Kläranlage. Ortsbeschreibungen, die überall zutreffen und unspezifischer nicht sein könnten.
Die Beschäftigung mit Infrastrukturräumen im urbanistischen Kontext sollte daher immer auch eine Beschäftigung mit ihren Rändern sein. Mit ihren politisch-technischen Zielen der Versorgung und Erschließung von Raum strukturieren Infrastrukturen diesen nicht gleichmäßig, sondern schaffen Zentralitäten und Nebenschauplätze. Sind die Ränder dieser politisch-technisch konzipierten Raumstrukturen durchlässig und offen – erlauben sie also eine allgemeine Aneignung der Versorgungs- und Erschließungsleistungen – generieren sie öffentliche Räume und aktive Binnenräume. Durch immer höhere Ansprüche an die Leistungsfähigkeit von Infrastrukturen und die dadurch notwendige größerer Effizienz wurden ihre Dimensionen vervielfacht, Anschlussstellen minimiert und ihre Ränder geschlossen. In diesen undurchlässigen Randbereichen zwischen Infrastrukturräumen und Stadt bzw. Landschaft bedarf es vor allem angesichts der weiterhin steigenden Dichte der Mobilitätsinfrastrukturen viel mehr an Ideen und Konzepten diese Ränder zu gestalten. Das Symposium „Infrastruktururbanismus“ konnte mit 27 internationalen Vortragenden ein breites Spektrum an Ideen und Konzepten versammeln und diskutieren.
Symposium „Infrastruktururbanismus“
4.-5. Februar 2010
Technische Universität München, Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlicher Raum
Konzeption und Organisation: Thomas Hauck, Volker Kleinekort