THEORIEN DER ANEIGNUNG VON URBANEN FREIRÄUMEN

Interdisziplinärer Workshop

4.März 2016, 8.30-17.00 Uhr

Universität Kassel, Mönchebergstraße 5, Gießhaus

Anmeldung bis zum 21. Februar 2016

per email bei Thomas E. Hauck

thomas.hauck@asl.uni-kassel.de

Die Teilnahme am Workshop ist kostenfrei.

Der Begriff der Aneignung erlebt in Diskursen zu Theorie, Praxis und Politik der Stadtentwicklung ein Revival: Angesichts der als unentrinnbar empfundenen Dynamiken spätmoderner Ökonomie und Politik geht es, begleitet von Schlagwörtern wie „Entschleunigung“, „Do-It-Yourself“ oder „Sharing“, um die Verfügbarkeit und den selbstbestimmten Gebrauch von städtischem Raum und Lebenszeit. Dieser Diskurs schließt auch das „Selber machen“ von urbanen Freiräumen mit ein, „Stadtentwicklung von unten“ soll die urbanen Freiräume von morgen bestimmen. Prototypisch dafür stehen Projekte und Initiativen, die Freiräume jenseits der kommunalen Grünplanung gestalten und betreiben – vom nachbarschaftlichen Gemeinschaftsgarten bis zur politischen und praktischen Aneignung des Tempelhofer Flugfeldes in Berlin durch sogenannte „Raumpioniere“. Geleitet und begleitet werden diese Aneignungspraktiken von verschiedenen gesellschaftlichen Theorien und einem grundlegenden Diskurs darüber, was unter Aneignung von urbanen Freiräumen zu verstehen sei und welcher gesellschaftliche Nutzen davon zu erwarten sei.

Ein ähnlicher Diskurs über urbane Freiräume wurde schon einmal geführt: als die Planungseuphorie der 1950/60er Jahre mit den Ölkrisen der 1970er Jahre zu Ende ging und der Blick frei wurde für „andere“ Akteure der Produktion und des Gebrauchs von urbanen Freiräumen. Damals wurden Aneignungsdiskussionen von Schlagwörtern wie „Emanzipation“, „Selbstverwirklichung“ und „Sozialisierung“ begleitet. Den Benutzern und Bewohnern der Stadt sollten nun ihre Freiräume nicht mehr „von oben“ in Form gartenkünstlerischer Werke oder als heilsame Medizin gegen die Zumutungen der Stadt verschrieben werden, sondern von ihnen selbstbestimmt in Gebrauch genommen oder selbst gestaltet werden. Was bei der aktuellen „Wiederkehr der Aneignung“ auffällt, sind nicht nur die etwas anderen ideologischen Vorzeichen, unter denen sie stattfindet, sondern vor allem auch, dass in der Diskussion darüber nur wenige und wenn dann unsystematische Verbindungen zu den Theorien der Vergangenheit hergestellt werden. Dieser Workshop, der sich speziell der vergleichenden Betrachtung der damaligen und aktuellen Theorien über die Aneignung von urbanen Freiräumen in verschiedenen Fachdisziplinen widmet, will diesen systematischen Überblick in Angriff nehmen.

VERANSTALTER*INNEN
Thomas E. Hauck, Stefanie Hennecke und Stefan Körner

Universität Kassel, Fachbereich Architektur

Stadtplanung Landschaftsplanung

Fachgebiet Freiraumplanung

Fachgebiet Landschaftsbau, Landschaftsmanagement und Vegetationsentwicklung

Die Veranstaltung wird vom FB06 Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung der Uni Kassel und der Pfeiffer-Stiftung für Architektur unterstützt.

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